Autonomes Fahren: Das fahrerlose Auto im Fokus der aktuellen Diskussion

Das selbstfahrende Auto – mehr Chancen oder Risiken? Kaum ein Thema wird derzeit so kontrovers diskutiert wie das autonome Fahren. Während die einen davon überzeugt sind, dass Autofahrer dadurch deutlich entlastet und kritische Verkehrssituationen reduziert werden, sehen die anderen die Gefahr, dass dem Menschen die Selbstbestimmtheit genommen wird und der Roboter die Herrschaft ergreift. Sei es, wie es ist: Die Schnittstelle Mensch-Maschine wird nicht einfach zu regulieren sein.

„Menschliches Fehlverhalten ist heute für 90 Prozent aller Unfälle verantwortlich. Die größte Gefahr für den Menschen im Straßenverkehr ist daher der Mensch selbst. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund spricht vieles für den Trend zum autonomen Fahren. So ist nach Auffassung renommierter Autoexperten in der Regel die intelligente Maschine dem Menschen, der bisweilen müde oder unkonzentriert ist oder auch anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber aggressiv agiert, deutlich überlegen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt ist ebenfalls davon überzeugt, dass mit dem Einzug von Fahrcomputern die Fahrer deutlich entlastet und kritische Verkehrssituationen massiv reduziert werden könnten. Dobrindt: „Der Sprung zum automatisierten und vernetzten Fahren ist damit nicht nur die größte Mobilitätsrevolution seit der Erfindung des Automobils, sondern bringt auch ein großes Plus an Sicherheit.“ Allerdings gibt es auch zahlreiche Ängste in der Öffentlichkeit. Die Themen: Das autonome Fahrzeug beraubt den Menschen seiner Selbstbestimmtheit. Wer zahlt bei Unfällen? Wer erlaubt, wie autonome Autos fahren dürfen? Was passiert, wenn sich selbstfahrende Autos updaten und ihre Umgebung das nicht mitbekommt?

 
Trotz Für und Wider: deutsche Autofahrer an selbstfahrenden Autos interessiert

Wie eine aktuelle Studie unter dem Titel „Fahrerlos auf Kurs“, die das internationale Marktforschungs- und Beratungsinstitut YouGov gemeinsam mit dem Center of Automotive Management (CAM) durchgeführt hat, zeigt, ist trotz zahlreicher Vorbehalte das Interesse der Deutschen an selbstfahrenden Autos bereits heute groß. So kann sich fast jeder Zweite (47 Prozent) künftig ein selbstfahrendes Dienstleistungskonzept, wie Robotertaxis oder selbstfahrende Busse, vorstellen. Im eigenen Fahrzeug das Steuer aus der Hand zu geben, hält jeder Dritte (34 Prozent) für denkbar, sofern er die Möglichkeit hat, als Fahrer weiter ins Geschehen eingreifen zu können. Als Pluspunkte von hochautomatisierten Fahrzeugen werden aus Verbrauchersicht vor allem mehr Komfort, weniger Staus oder ein geringerer Energieverbrauch angeführt. Zahlreiche Ingenieure sind zudem davon überzeugt, dass das autonom fahrende Auto im Gegensatz zum Menschen nahezu keine Verzögerungszeit kennt und sich vorschriftsgetreu verhält. Der Mensch, so ihre Meinung, sei im Sinne der Unfallvermeidung gegenüber dem Fahrroboter daher nahezu chancenlos. Oder anders ausgedrückt: Das autonome Fahren ist ein weiterer Schritt zur Reduzierung der Verkehrstoten gegen null.

Um die bestehende Diskussion „Mensch versus Maschine“ zu versachlichen sowie den Paradigmenwechsel hin zum automatisierten und vernetzten Fahren reibungslos zu begleiten, gilt es somit zunächst zwei entscheidende Herausforderungen zu bewältigen: das Miteinander von Fahrroboter und manuell gelenktem Fahrzeug sowie die Frage, wie ein autonomes Fahrzeug bei einem unvermeidbaren Unfall reagieren soll. Vor allem bei Letzterem wird die von Verkehrsminister Dobrindt eingesetzte Ethik-Kommission zum autonomen Fahren als ein wirkungsvoller Schritt angesehen. So umfasst der Bericht der Ethik-Kommission insgesamt 20 Thesen. Zu den Kernpunkten gehören:

  • Das automatisierte und vernetzte Fahren ist ethisch geboten, wenn die Systeme weniger Unfälle verursachen als menschliche Fahrer (positive Risikobilanz).
  • Sachschaden geht vor Personenschaden: In Gefahrensituationen hat der Schutz menschlichen Lebens immer höchste Priorität.
  • Bei unausweichlichen Unfallsituationen ist jede Qualifizierung von Menschen nach persönlichen Merkmalen (Alter, Geschlecht, körperliche oder geistige Konstitution) unzulässig.
  • In jeder Fahrsituation muss klar geregelt und erkennbar sein, wer für die Fahraufgabe zuständig ist: der Mensch oder der Computer. Wer fährt, muss dokumentiert und gespeichert werden (u.a. zur Klärung möglicher Haftungsfragen).
  • Der Fahrer muss grundsätzlich selbst über Weitergabe und Verwendung seiner Fahrzeugdaten entscheiden können (Datensouveränität).

 
Fazit:
Die Diskussion rund um das automatisierte Fahren ist noch lange nicht zu Ende. Zu viele Fragen sind noch ungeklärt und damit Bedenken in der Öffentlichkeit noch nicht ausgeräumt. Umso mehr gilt es daher jetzt, die erforderlichen Regulierungen anzupassen und die Autofahrer über die sich verändernden Prozesse nachhaltig aufzuklären. Damit können Ängste genommen und nicht von der Hand zu weisende Vorteile des vollautomatisierten Fahrens transparent gemacht werden. So kann das technisch und bald auch gesetzlich geregelte automatisierte Fahren sicher einen wichtigen Stellhebel bilden, um dem Ziel der Verbesserung der Verkehrssicherheit erneut einen Schritt näherzukommen.